Taung, Südafrika

Kooperation der AUSBILDUNGSHILFE mit dem Berufsbildungswerk (BBW) Bad Arolsen

In Südafrikas ländlichen Gebieten sind die meisten Jugendlichen arbeitslos. Viele wandern in die Städte ab, wo sie durch Kriminalität, Drogen und Aids stark gefährdet sind. Gleichzeitig werden dringend Fachkräfte und Handwerker gebraucht. Hier setzt ein Projekt der AUSBILDUNGSHILFE zusammen mit dem Berufsbildungswerk Nordhessen (BBW) in Bad Arolsen an.

Taung liegt 170 km nördlich von Kimberly auf dem flachen Land. Christof Zöller, ein Schreinermeister aus Deutschland, leitet dort seit 1994 das "St. Paul's Training Centre", eine Schreinerwerkstatt mit sieben Angestellten. Um auch eine staatlich anerkannte Ausbildung vor Ort zum Schreiner anzubieten, waren in erster Linie neue Maschinen notwendig.?

Bei der Ausstattung der Lehrwerkstatt hat vordergründig das BBW stark unter die Arme gegriffen. Bernd Neusüs, der Leiter der Holzwerkstatt in Bad Arolsen, erinnert sich an die Anfänge der Kooperation, 1999. "Begonnen hat es damit, dass wir simple Dinge wie Zollstöcke, Bleistifte und Fachbücher den Mitarbeitern der AUSBILDUNGSHILFE für unsere 'Kollegen' in Taung mitgegeben haben." Später wären eher maschinelle Anschaffungen wie Schleif- und Bohrmaschinen, Hobelbänke und Stichsägen vonnöten gewesen. "Allerdings wollten wir keine Handmaschinen aus unserer Werkstatt ausrangieren, sondern finanziell einen Zuschuss geben. Damit helfen wir am wirkungsvollsten: Die Wirtschaft im Heimatland wird angekurbelt, weil die Arbeitsgeräte vor Ort gekauft werden", erklärt Bernd Neusüs die Spendenmotivation.
Um Geld zu sammeln wird im BBW Nordhessen in der Fastenzeit reduziert gekocht. Das eingesparte Geld wird der Holzwerkstatt in Taug zur Verfügung gestellt.

Wofür die Spende in der südafrikanischen Werkstatt benötigt wird, dokumentieren Fotos und Berichte, die Christof Zöller regelmäßig aus Taung nach Bad Arolsen schickt. Bernd Neusüs nutzt die Korrespondenz gern, um seinen Lehrlingen zu zeigen, wie das Leben und die Ausbildung in Südafrika aussehen. "Automatisch kommen die jungen Menschen ins Vergleichen und stellen selbst fest, welches Glück sie hier bei uns im Berufsbildungswerk, überhaupt in Deutschland haben", erzählt Bernd Neusüs.

In Taung werden in jedem Jahrgang acht bis zehn junge Männer von Christof Zöller in der Holzwerkstatt ausgebildet. Nicht alle bestehen auf Anhieb ihre Abschlussprüfung. Die AUSBILDUNGSHILFE zahlt in jedem Jahrgang das Schulgeld für fünf der jungen Männer.


Edward Lebogang Hlaoli

Ich bin das einzige Kind meiner Eltern. Meine Eltern trennten sich, als ich in der 6. Klasse war. Mein Vater nahm eine andere Frau, die jetzt meine Mutter ist. 1999 beendete ich meine Schule mit dem Abitur. Danach suchte ich nach Ausbildungsmöglichkeiten, allerdings hatte ich die finanziellen Mittel zum Studieren nicht.

Zum Glück bekam ich Unterstützung durch die AUSBILDUNGSHILFE Christian Education Fund und begann eine Ausbildung in der Zimmerei im St. Paul 's Training Centre in Taung, North-Western-Province. Ich besuchte  die Einrichtung drei Jahre. Acht Monate pro Jahr hatte ich praktische und drei Monate theoretische Ausbildung. Danach schrieb ich erfolgreich meine Prüfung an der Staatlichen Technischen Collage von Vuselea in Theorie N1 bis N3.

Dann arbeitete ich fünf Jahre in verschiedenen Städten. Die Ausbildung in der St. Pauls Training Centre hat mir ermöglicht Arbeit zu finden und mich dadurch zu ernähren.
Im Jahr 2010 kehrte ich nach Hause zu meiner Familie zurück. Ich bekam 2011 die Gelegenheit im Ausbildungszentrum als Ausbilder tätig zu werden. Diese Arbeit hilft mir sehr. Nun kann ich zu Hause mit meiner Familie leben, und wir können ein besseres Leben führen. Diese Arbeit hilft mir auch, mich selbst weiter zu entwickeln; jetzt kann ich mein Wissen an andere weitergeben und ich muss dauernd neue Aufgaben für die Schüler vorbereiten.
Ich möchte allen Unterstützern danken, weil sie mir geholfen haben und allen in unserem Schulungszentrum. Wir können diese Ausbildungen vielen jungen Menschen weitergeben, die sie sonst nie ihrem Leben bekommen würden.

Übrigens: Inzwischen bin verlobt, und wir werden nächstes Jahr heiraten. Wir haben vier gemeinsame Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren.


Hosia Kutwelobotlhoko Mojahi

Ich komme aus Mafikeng in Südafrika, aber während meiner Schulzeit lebte ich an verschiedenen Orten. Ich habe sechs Schwestern und einen Bruder. Mein Vater war ein lutherischer Pastor. Er verstarb 2006.

2004 schloss ich mein Abitur ab, blieb danach allerdings zwei Jahre zu Hause. 2006 begann ich einen Kurs in Landwirtschaft und Farm-Management in Taung, den ich allerdings zwei Jahre später wegen finanzieller Probleme beenden musste. Wieder war ich zwei Jahre ohne Arbeit. Dann bekam ich ein Stipendium von der lutherischen Kirche am St. Pauls Ausbildungszentrum, in dem ich bis heute meine Ausbildung absolviere. Ich lerne viele Dinge in der Schule; neben den professionellen Studien entwickelte ich mich aber auch geistig und seelisch als Person weiter. Wenn ich diese Ausbildung nicht gehabt hätte, hätte es wohl wie bei vielen anderen jungen Menschen mit Alkohol und Drogen geendet.

Ich bin unendlich dankbar für die Möglichkeit am St. Pauls Training Centre zu lernen. 2011 beschloss ich, ein weiteres drittes Ausbildungsjahr anzuhängen, um weitere Qualifikationen zu erwerben und weitergeben zu können. Mein Ziel ist, in fünf Jahren eine eigene Firma zu haben und meine Fähigkeiten mit anderen jungen Menschen zu teilen.

Ich danke Ihnen für alles, was Sie getan haben und tun - für mich und für uns alle im St. Pauls Training Centre. Viele junge Menschen konnten durch die AUSBILDUNGSHILFE Fähigkeiten und Fertigkeit erwerben und sich so ein Fundament schaffen für eine sinnvolle Zukunft in ihrem Berufsleben.


Pekannuss-Projekt

2010 hat die AUSBILDUNGSHILFE eine Anschubfinanzierung für eine Pekannuss Plantage geleistet. Am St. Pauls Carpenter Centre in Taung, Südafrika, wurden zwei junge Männer geschult, diese Nussart professionell zu züchten und zu pflegen.

In der zweiten Saison pflanzten Sylvester und Dumo die Bäume unter der Aufsicht eines Experten nach außen. Sie haben die kleinen Bäume gepfropft und beschnitten. Nun existieren etwa 100 Bäume, die demnächst aus der Baumschule auf ein Stück Land ausgepflanzt werden.

Wir freuen uns, diese beiden ausgebildeten Jugendlichen auch für zukünftige Projekte dieser ertragreichen Nussart an unserer Seite zu haben.

Wissenswertes:

Die Pekannuss ist eine entfernte Verwandte der Walnuss, wie anhand der Form der Nuss leicht erkennbar ist.

Die Pekannuss wird von November bis Januar geerntet. Genau wie bei anderen Nusssorten bringt der Pekannussbaum alle zwei Jahre reiche Ernte ein.

Die Pekannuss enthält viel Zink und Vitamin B1. Eine Handvoll enthält mindestens 20% der empfohlenen täglichen Zinkmenge. Zink ist wichtig für die Entwicklung von Eiweiß und die Erneuerung von Gewebe.